Ein Schicksalsschlag, der das Leben verändert.
Das Leben meiner Mutter Helga Machauer stand am 13.08.2023 still, als sie einen lebensverändernden Fahrradunfall hatte.
Das Fahrrad ist ihre Leidenschaft.
Jeden Tag nach der Arbeit und am Wochenende ist schon viele Jahre das erste Ziel das Fahrrad bzw. mittlerweile das E-Bike. Täglich 20 bis 40 Kilometer in der Gegend radeln, neue Wege erkunden, das Wetter genießen, ist Helgas Lebenselixier.
Am Sonntag, den 13. August 2023, macht sie eine Tour Richtung Hockenheim. In Neulußheim öffnet ein Autofahrer vor seinem Haus unachtsam die Fahrertür, wobei Helga diese streift, das Gleichgewicht verliert und links über den Lenker zum Sturz kommt.
Trotz Helm führt der Sturz auf den Kopf mit Hirnblutungen zum sofortigen Koma. Mit dem Hubschrauber kommt sie innerhalb der nächsten Stunde in die Kopfklinik nach Heidelberg, wo die Ärzte sechs Stunden um ihr Leben kämpfen. Die beiden gebrochenen Rippen sind dabei das kleinste Übel, sondern ein schwerstes Schädel-Hirn-Trauma.
Helgas Freizeit
Ihre Freizeit besteht hauptsächlich aus Sport und Bewegung. Fahrrad fahren, wandern und spazieren gehen sind ihre liebsten Beschäftigungen.
Außerdem liebt Helga Reisen in andere Länder. Früher waren es viele Fernreisen, aber sie hat die letzten Jahre auch gerne Europa bereist.
Unsere letzten gemeinsamen Reisen gingen nach Vietnam, Kambodscha, Südafrika, Costa Rica, Nicaragua, Panama, Indonesien, Dubai und Nepal. Im europäischen Raum ist sie von Portugal, den Azoren und Island begeistert.
KKP
Seit 1983 arbeitet Helga im KKP und ist eine beliebte Mitarbeiterin. Ihre Kollegen bezeichnen sie als unglaublich hilfsbereit, immer freundlich, großzügig und jemanden, mit dem man gerne zusammen arbeitet und Zeit verbringt.
Im Juli 2023 hatte sie ihr 40jähriges Betriebsjubiläum, das eigentlich noch gefeiert werden sollte. Und seit Dezember wäre sie eigentlich in ihrer so wohl verdienten Rente.
Home Office und die Tiere
Wenn Home Office angesagt ist, wird Helga gerne von unseren Hunden Ganesh und Teddy belagert. Auch ihre Katzen freuen sich immer, wenn sie zu Hause arbeitet.
Uns als Angehörige und Freunde trifft das Schicksal wie ein Schock und wirft vor allem mich als Tochter völlig aus der Bahn. Die ersten Wochen bestehen aus ständigen Fahrten in die Uniklinik und vielen Stunden auf der Intensivstation.
Fakt ist jedoch, dass wir alles für Helga tun werden, um ihr Leben lebenswert zu machen und sie bestmöglich zu unterstützen.
Die Prognose eines schweren Schädel-Hirn-Traumas war nicht besonders gut, jedoch lässt sich bei Gehirnverletzungen nur schwierig ein konkreter Zustand voraussagen. Was bedeutet es, ein Pflegefall zu werden? Welche Art von Pflege wird benötigt? Wer kümmert sich? Was bedeutet es für jeden Einzelnen persönlich, wieder Glück zu empfinden?
Nach den ersten beiden Tagen war klar, Helga kämpft. Keine Verletzungen an den Extremitäten, ein stabiler Kreislauf und eine selbständige Atmung geben Hoffnung.
Nach zehn Tagen öffnet sie langsam die Augen, befindet sich aber in einem sogenannten Wachkoma. Über die nächsten Wochen und Monate folgt nochmal eine Operation an der Schädeldecke und langsam aber sicher wird sie wacher und stabiler.
Vom 24.09.2023 bis Ende April befand sich Helga in einer neurologischen Reha, in der sie seit dem ersten Tag Therapien bekam.
Physiotherapie und Ergotherapie standen täglich auf dem Stundenplan, um ihren Körper zu bewegen und ihren Geist zu fördern.
Sie hat Probleme, zuverlässig selbständig zu schlucken und hat dementsprechend eine Trachealkanüle am Hals. Ihre Ernährung erfolgt über eine Magensonde. Durch regelmäßige Logopädie wird versucht, auch damit Fortschritte zu machen.
Durch Infektionen oder Nebenwirkungen mancher Medikamente gibt es ab und an Rückschläge, wobei die Ärzte versuchen, eine Balance zu finden, die ihre Heilung unterstützt, ohne sie zu überfordern.
Kurz vor Weihnachten kam ihr Bewusstsein zurück und sie reagiert immer mehr auf ihr Umfeld und vertraute Personen.
Umzug in die Pflege-WG
Von Ende April bis November war Helga in einer Intensiv-Pflege-WG hier in unserer Nähe untergebracht. So langsam lebte sie sich ein und wurde zusehends ein wenig wacher und bewusster.
Nach wie vor kann sie sich nicht bewegen oder sprechen, allerdings wurden dort verstärkt Therapien gemacht, bei denen sie passiv trainiert wird und so gewohnte Bewegungen wieder lernen soll. Der Hometrainer ist ihr täglicher Begleiter.
Besucher
Besuche sind nach wie vor sehr anstrengend für sie und können nur mit einem Familienmitglied stattfinden. Aber wir als Familie und ihre engsten Freunde sind täglich bei ihr, um sie zu unterstützen.
Unsere Hunde waren in der Pflege-WG glücklicherweise auch herzlich willkommen und helfen bei Helgas Genesung.
Nach Hause
Unser barrierefreie Umbau wurde vorangetrieben, so dass Helga noch dieses Jahr schnellstmöglich nach Hause konnte.
Das Gehirn, das unbekannte Wesen.
Helga empfindet mittlerweile wieder Glück und freut sich, wenn sie vertraute Personen sieht. Sie versteht unseren typischen Humor, kann lächeln, kann lachen.
Durch das Schädel-Hirn-Trauma ist die Motorik geschädigt und es können momentan nur kleinste Bewegungen gemacht werden. Der Kopf ist stabil und beweglich und die gewohnte Mimik kommt nach und nach wieder.
Ein zukünftiges Leben im Rollstuhl wird leider unvermeidlich.
Seit Anfang des Jahres versucht Helga bereits, einzelne Worte zu formen. Jedoch ist der Heilungsprozess sehr langwierig und die Ärzte verordnen uns Geduld.
Da sie mittlerweile ihr Bewusstsein wiedererlangt hat, kann sie jedoch alles verstehen und reagiert immer öfter gut auf Ansprache.
Helga erkennt uns alle, reagiert ihrem Charakter entsprechend auf Reize und ihr Umfeld. Im Herzen ist sie noch die selbe Person, die wir alle so schätzen und lieben.
Seit dem 4. Novemver 2024 ist Helga wieder in ihrer Wohnung in unserem Haus eingezogen. Größtenteils ist alles barrierefrei umgebaut und an Helgas Bedürfnisse angepasst. Es tut gut, in der gewohnten Umgebung zu sein, vertraute Geräusche um sich zu haben und ganz langsam anzukommen. Nun gilt es, den Alltag mit der veränderten Situation anzunehmen und neu zu gestalten.
Ein 24-Stunden-Pflegedienst kümmert sich rund um die Uhr im Schichtdienst um Helgas Bedürfnisse. Ihr Alltag wird sehr individuell und liebevoll gestaltet. Der fast tägliche Besuch von Freunden und Familienmitgliedern inklusive Spaziergängen im Rollstuhl sind wichtig, um wieder am Leben teilzunehemen.
Täglich sind abwechseln Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie im Haus, um Helgas Zustand zu verbessern. Momentan gibt es leider keine Fortschritte, aber wir bleiben zuversichtlich.
Zudem bekommt sie Massagen, Klangschalentherapie und Akupunktur. Katze Nika und Teddy helfen natürlich auch.
Dank sowohl professioneller als auch familiärer Unterstützung konnte Helga nach 15 Monaten Krankenhaus und Reha wieder in ihre Wohnung im Haus ziehen und kann dort über die nächsten Monate und Jahre hoffentlich weitere Fortschritte erzielen. Hierfür war ein barrierefreier Umbau nötig und es werden ständig Hilfsmittel benötigt.
Wir sind um jede Hilfe dankbar. Wer unterstützen möchte, darf dies gerne über das Spendenkonto tun:
Helga Machauer Spendenkonto
Sparkasse Karlsruhe
IBAN: DE13 6605 0101 3235 1515 98
Wenn ihr Fragen habt, Helga besuchen oder ihr Grüße ausrichten möchtet, meldet euch gerne über folgende E-Mail Adresse:
kontakt@helgas-weg.de
Ich werde ab und an über Helgas Heilungsverlauf und ihren Zustand berichten.
Ein herzliches Danke an alle Familienmitglieder, Freunde, Bekannten, Kollegen und Nachbarn für die vielen Grüße, das Verständnis, den Respekt, die Geduld und die Anteilnahme am Schicksal. Ohne die Angebote an Unterstützung wäre diese Herausforderung für uns nicht zu bewältigen.
Helgas Bruder Robert, ihre Freundin Claudia und ich, ihre Tochter Danni, versuchen nach bestem Wissen und Gewissen, in Helgas Interesse zu handeln. Ihr Zuhause wird behindertengerecht gestaltet und je nach Heilungsverlauf kann sie zukünftig auch wieder an einfachen Freizeitaktivitäten teilnehmen.
Helga hat durch diesen Schicksalsschlag einen steinigen Weg vor sich, der wahrscheinlich immer wieder auch Rückschläge mit sich bringen wird.
Inklusion und Teilhabe an einem möglichst normalen Umfeld ist in Zukunft sehr wichtig, um Helga in unser Leben mit einzubeziehen und ihr eine glückliche Zukunft zu ermöglichen.
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